Sonntag, 9. März 2014

[Rezension]: "Der Sommer mit meiner Schwester" von Lucy Diamond

Taschenbuch: 480 Seiten
Verlag: rororo (1. März 2013)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 349925963X
ISBN-13: 978-3499259630















Klappentext:
Die Schwestern Polly und Clare könnten unterschiedlicher nicht sein: Während Clare als alleinerziehende Mutter in ihrem Heimatort Elderchurch lebt, machte Polly Karriere in der Londoner Finanzwelt. Ein Leben in der Kleinstadt ist für sie undenkbar. 
Doch dann verliert Polly von einem Tag auf den anderen ihren Job, muss die teure Penthouse-Wohnung räumen. Es bleibt nur ein Ausweg: zurück nach Elderchurch und vorerst bei Clare einziehen. Das Zusammenleben wird alles andere als einfach, zu viel ist vorgefallen in der Vergangenheit. Nur langsam kommen sich die beiden Schwestern während des gemeinsamen Sommers näher und begreifen, dass sie doch mehr miteinander verbindet, als sie dachten. Kann es am Ende des Sommers für beide einen Neuanfang geben?




Meine Meinung:
Als ich den Klappentext des Romans gelesen habe, wurde ich direkt neugierig auf den Inhalt. Mich interessieren generell Romane, in denen es um komplizierte Familienbeziehungen geht. Beim Lesen wurde ich dann auch nicht wirklich enttäuscht. Lucy Diamond ist ein wundervoller Roman gelungen, den man nur ungern aus der Hand legen mag.

Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die gegensätzlichen Schwestern Polly und Clare. Während Polly es nach der Schule kaum erwarten konnte dem Kleinstadtleben zu entfliehen, um in London Karriere zu machen, ist Clare im Heimatort geblieben und hat zwei Kinder bekommen, die sie nun größtenteils alleine großzieht. Polly führt in London das Leben einer Karrierefrau und lebt auf großen Fuß, während Clare als Sprechstundenhilfe in einer Arztpraxis jeden Cent zweimal umdrehen muss, um über die Runden zu kommen. Alles ändert sich für die beiden, als Polly ihren Job verliert und mit diesem auch ihr aufgebautes feudales Leben, als sie keinen neuen Job findet. Polly muss, als sie auch noch ihre Wohnung verliert, zurück in ihr Heimatdorf ziehen und wird dort von Clare, wenn auch widerwillig, aufgenommen. Dabei prallen zwei Welten aufeinander. Polly fällt es schwer sich im Ort zurecht zu finden, da sie sich nur schwer von ihrem anspruchsvollen Leben verabschieden kann und sich im Grunde zu gut für das Kleinstadtleben fühlt. Des weiteren verschweigt sie den wahren Grund ihrer Rückkehr, sondern gibt vor einen Ort der Ruhe zur Recherche sucht. Clare hat ihrerseits Probleme Pollys arrogante Art zu akzeptieren und versucht sie auf den Boden der Tatsachen zurückzuholen. Gleichzeitig schwebt zwischen den beiden ein dunkles Geheimnis aus ihrer Kindheit, über das sie nie gesprochen haben.
Im Laufe der Zeit werden Vorurteile abgebaut und neue "alte" Verbindungen geknüpft. Aber sind die beiden auch bereit sich wirklich aufeinander einzulassen? Außerdem bietet sich für die beiden am Ende des Sommers eine Zukunft, die beide sich niemals vorgestellt hätten, sowohl im Bereich Liebe.

Ich muss gestehen, dass ich mit Pollys arrogante und egozentrische Art am Anfang so meine Probleme hatte. Sie ist nicht gerade ein Charakter in den man sich auf den ersten Blick verliebt. Allerdings sorgt ihre Art auch für Glaubwürdigkeit. Sie hat jahrelang ein Leben auf der Überholspur geführt und wird nun auf den Boden der Tatsachen zurückgeschleudert. Wer würde da nicht innerlich ins Straucheln kommen und mit der Situation hadern. Clare war mir von Anfang an sehr sympathisch, auch wenn ich sie manchmal ein wenig zu schüchtern fand. Ich hatte das Gefühl, dass sie sich so manches Mal selbst auf den Füßen stand. Sie hat zu Beginn nur wenig Selbstvertrauen in sich selbst. 
Man spürte beim Lesen das der Autorin die Charaktere am Herzen lagen. Die einzelnen Figuren (bis hin zu den Nebenfiguren) sind gut durchdacht und haben alle ihre Eigenarten, die sie lebensecht erscheinen lassen. Lucy Diamond gewährt den Lesern trotz einer Erzählweise in der dritten Person tiefe Einblicke in das Seelenleben der Charaktere.

Mir fiel es schwer diesen Roman aus der Hand zu legen. Der Autorin ist ein wundervoller Roman voller Höhen und Tiefen gelungen. Jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte, die Handlung läuft in eine bestimmte Richtung, wurde ich angenehm überrascht. Mit einer Menge an Wendungen und Überraschungen sorgt die Autorin für Überraschung. Nichts ist auf den ersten Blick so wie es scheint. 
Insbesondere die unterschwelligen Vorurteile, die die beiden Schwestern einander gegenüber haben, fand ich lebensnah. Der Umgang mit diesen Vorurteilen sorgte das ein oder andere Mal auch für einen kurzen Lacher bei mir.

Dieser Roman hält auf jeden Fall eine Menge an Gefühlen bereit: Man lacht, man grübelt, man misstraut, man ärgert sich und man verliebt sich. Die Handlung sorgt auf jeden Fall dafür, dass man das Buch nicht unberührt beendet.
Bis auf wenige Abschnitte hat es mir sehr gut gefallen. Lediglich der lange Wandlungsweg Pollys, der sich am Ende ganz plötzlich vollzieht fand ich ein wenig unglaubwürdig. Ich hätte damit gerechnet, dass sie am Ende mehr mit sich hadern würde, als es um eine wichtige Entscheidung für ihre Zukunft geht. 
Daher bekommt der Roman von mir starke 4 Punkte (von 5).


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